Katzen und die liebe Bürokratie
Aufregende Nacht! Gegen 3 Uhr springt eine weisse Katze durch die mit Mückenschutz abgedeckte Heckluke in unsere Master Cabin. Das herabfallende Bleiband macht wahrscheinlich mehr Lärm als die Katze selbst. Beim Versuch sie zu verscheuchen springt sie in die Bugkabine, landet auf Emmis Gesicht und kommt mit einem riesigen Sprung über die geschlossene Tür hinweg in den Salon, wo ich inzwischen die Aussentür geöffnet habe und sie hinaus schiesst. Ruhe? Nein, um 5:30 kommt die Mannschaft des neben uns an Land stehenden Bootes und bereitet das Spritzen (dunkelblau) des Bootes vor. Gestern Abend hatten sie es schon abgedeckt. Obwohl der Wind jetzt günstig steht, wollen wir sicher gehen und nicht aus weiss hellblau machen lassen. Also raus und die Rumbalotte ein paar Bootslängen nach vorne gezogen. Danach schaue ich den Fischern zu, die vor der Mole im dunkelbraunen Wasser nach Muscheln tauchen! Nach dem Frühstück zu viert besuche ich den Hafenmeister, um die Kinder als neue Gäste in das Transitlog eintragen zu lassen. Dabei stellt sich heraus, dass er der Marinameister ist. Weil die Marina aber zum Hafengebiet Izmir gehört, ist allein der Hafenmeister in Izmir-Stadt zuständig. Wo der genau sitzt, kann er uns auch auf der Seekarte nicht richtig zeigen. Obwohl der Gedanke, das ganze zu lassen, fast Oberhand gewinnt, fahren wir in den alten Hafen von Izmir und machen dort fest. Mit Fragen finde ich den Hafenmeister, der als erstes feststellt, dass Izmir in unserem Transitlog überhaupt nicht aufgeführt ist und wir also gar nicht hier sein könnten. Versuche ihm klar zu machen, dass das ein schlechter Witz ist; denn im Transitlog ist die gesamte türkische Küste von Trabzon im Schwarzen Meer bis Iskenderum an der syrischen Küste abgedeckt und wir können alle Häfen dazwischen anlaufen. Mit einigem Hin und Her trage ich schliesslich die Namen der Kinder in das erste Zusatzblatt des Transitlog ein, er unterschreibt und stempelt und die Fahrt kann weiter gehen. Auf diese Übung dehen insgesamt 2 Stunden drauf, die uns nun bei der Weiterfahrt fehlen, weil der Tageswind gegen Mittag stark zunimmt. Nachdem es auch Emmi bei der ersten holprigen Fahrt etwas schlecht wird, fahren wir in den Hafen von Urla, wo wir an einem Schiff der Ägäis-Universität festmachen können. Urla ist ein geschützter netter Hafen, Restaurants rund um das Hafenbecken. Und wie schon so oft, sind wir die einzigen Ausländer hier. Auf der holprigen Fahrt hat sich unsere Nachtleuchte im Salon von der Deckenaufhängung gelöst. Da wir sie bisher noch nicht einmal gebraucht haben, ist es kein grosses Problem, allein die Löcher in der Deckenabdeckung stören bis zur Reparatur.
13.6.
Die Windvorhersagen halten dieses Mal, was sie versprochen haben, Starkwind und Near Gale Warning. Da wir hier ruhig liegen und Emmi Probleme mit dem Seegang hat, bleiben wir in Urla. Mit dem Taxi fahren wir in den eigentlichen Ort und verbringen dort einige Stunden im Zentrum und schattiger Kafeteria. Zurück beim Boot schnappen wir uns die Badesachen und finden etwas ausserhalb einen Platz, wo man trotz des Windes gut ins Wasser kommt, 27°. Vom Universitätsboot gelingt es auch am Nachmittag Strom zu bekommen und wir können hier vorläufig ohne Probleme liegen bleiben. Wie es aussieht, wird das einige Tage dauern.
14.6.
Eltern und kleine Schwester meiner Enkel, die z.Zt. in Kuşadası Urlaub machen, kommen mit dem Auto zu Besuch. Der Tag vergeht mit Essen, spazieren gehen, Karten spielen. Wir beschliessen, am nächsten Tag auch ein Auto zu mieten, die Gegend anzuschauen und in Kuşadası einen Gegenbesuch zu machen.
15.6.
Zuerst fahren wir auf die Halbinsel westlich von Urla und landen schliesslich in Özbekköy mit seinem kleinen Hafen Akkum. Hier ist alles voll mit Fischer- und lokalen Freizeitbooten, für Gäste ist kaum Platz zu finden. Wir essen im nahen Restaurant und machen uns dann über gute Landstrassen auf den Weg nach Kuşadası. Unterwegs kurzer Abstecher nach Siğacık. In die weite Bucht bläst der Nordwind, die dort geankerten Boote schaukeln kräftig. Der alte Hafen ist überfüllt. Der im Bau befindliche neue Hafen hat inzwischen auch Schwimmstege bekommen, ist aber vollkommen abgesperrt und kann nicht genutzt werden. Der Ort macht einen nettten Eindruck, aber so nur bei Südwind zu empfehlen. In Kuşadası verbringen wir nun ein paar Stunden am Hotelpool und sind über die Autobahn in knapp zwei Stunden wieder in Urla.
Anni hat schwimmen gelernt!
16.6.
Da die Kinder am 18.6. schon um 7 Uhr von Izmir abfliegen, hat es keinen Sinn mehr, mit dem Boot weiterzufahren, auch wenn der Nordwind etwas abgeflacht hat. Ich verlängere den Automietvertrag auf drei Tage. Unser Universitätsschiff, die Piri Reis, will am morgen um 5:30 für eine siebentägige Exkursion ablegen. Nach vielem Hin und Her wird es schliesslich 9:30, wir fahren kurz in den Hafen und legen uns dann an den Anleger, mit uns alleine sieht er etwas leer aus. Mittags fahren wir nach Çeşme. Zuerst in die Setur Marina Altınyunus, die mit ihren Superbooten und Ferienwohnungen bei kaum Betrieb einen sterilen Eindruck macht. Zumindestens gibt es hier Platz (bei den wohl höchsten Preisen in der Türkei). Der Stadthafen ist erweitert, aber wie in Siğacık noch nicht fertig. Hier kann man allerdings schon liegen und Platz gibt es genug. Während wir uns den Hafen über den Zaun anschauen, kommt gerade ein holländisches Seegelboot rein (Zeewolf II), welches wir in Boccada getroffen hatten. Sie wollten eigentlich nach Istanbul, schienen also wohl wegen des stetigen und kräftigen Nordwindes ihren Plan geändert zu haben. Çeşme selbst macht einen netten Eindruck, kein Hochglanztourismus.
17.6.
Letzter Tag mit den Kindern, wir fahren um die Karaburun Halbinsel. Phantastische Landschaften sowohl in Richtung Meer als auch die Halbinsel selbst. Unterwegs schwimmen wir, schauen uns einige Häfen an, die im Törnführer aufgeführt sind, und machen uns ein Bild von der realen Situation. Viele Häfen sind zu klein und tatsächlich nur für die örtlichen Fischer- und Kleinboote geeignet. Es gibt aber an einigen Stellen Buchten, die auch Schutz gegen den Meltemi bieten. Die Häfen Mordoğan (neuer Fischerhafen) und Sahıpaltı haben auch für grössere Boote genügend Platz. In Sahıpaltı liegt man direkt vor hohen Bergen, eine beeindruckende Landschaft. An der Nordwestspitze der Halbinsel, in Yenilimanı, wird Mittagspause gemacht. Dann geht es über die Berge zurück Richtung Urla. Diese Fahrt hat uns etwas entschädigt für den wegen Wind ausgefallenen Törn mit den Kindern. Zurück im Hafen stellen wir fest, dass auf der nebenliegenden Baustelle einige gerade hochgezogene (mit Naturstein, handgeschlagen) Mauern und die Terasse zum Wasser ab- bzw. aufgerissen worden ist (die Presslufthämmer waren schon zwei Tage am Werken, aber jetzt sieht man das Ergebnis). Hier wird ein historisches Gebäude wieder aufgebaut und die abgerissenen Konstruktionen entsprachen nicht dem Original!! Abschiedessen mit Döner im Pidesalon im Zentrum von Urla.